Drei Thesen, warum wir einen Netzrat brauchen.
1. Die Bürgersäule bei Hamburg.de konnte
ohne Bürgervertretung nicht verwirklicht werden
Das Experiment "Bürgersäule" bei Hamburg.de hat klar aufgezeigt, daß die
Bürgerinteressen in Sachen Internet von der Politik nicht nur NICHT vertreten wurden,
sondern sogar hintertrieben wurden.
Da der Bürger keine vernünftige Interessenvertretung auf die Beine stellen konnte,
hatten unsere lieben Politiker ein leichtes Spiel, ihren gemeinsamen Ausflug mit den
Bürgern abzubrechen.
Mit einer schlagkräftigen Interessenvertretung hätte dieses schäbige Spiel der
Politiker anders ausgehen können.
Deshalb brauchen wir einen Netzrat !
2. Das
Internet sollte allen Bürgern zur Kommunikation zur Verfügung stehen
Bürger mit höherer Bildung, und auch jene mit ein wenig mehr Geld in der Tasche,
haben einen leichteren Zugang zu den neuen Techniken.
Aber wo bleibt da das Bildungsangebot und die tatkräftige Unterstützung für die nicht
so leistungsstarken Bürger?
Die Volkshochschulen reichen da nicht aus.
Wir brauchen eine Institution, die den ursprünglichen Gedanken der Politik wieder
aufgreift und dem Bürger Wege aufzeigt, wie dieser mit dem neuen Kommunikationsmittel
Internet sachgerecht umgehen kann und wo er zu erträglichen Preisen Schulungen und
Informationen erhalten kann.
Dabei geht es meiner Meinung nach nicht um das Anbieten von Hosting- oder
Provider-Diensten durch den Netzrat, sondern um Informationen und Schulungen.
Die Politik (und Hamburg.de) haben in Sachen "Bürgerbildung und Internet"
kläglich versagt.
Und deshalb brauchen wir einen Netzrat!
3. Können unsere Politiker und Politikerinnen mit dem
mündigen Bürger umgehen?
Oder
fürchten sie ihn?
Ich wage zu behaupten, daß die Mehrzahl der Politiker den mündigen Bürger fürchten
oder daß sie unfähig sind, mit ihm zu kommunizieren.
Sie scheinen Kommunikation als Einbahnstraße von Oben nach Unten zu verstehen.
Und selbst diese Kommunikation von Oben nach Unten beherschen sie nicht ausreichend,
soweit es das Internet betrifft.
Sucht einmal nach den Homepages unserer Politiker!
Auch ein bloggender Politiker (oder einer mit einem Forum) dürfte eine echte Rarität
sein.
Bei den Politikerinnen bin ich mir da nicht so sicher . . . ich habe den subjektiven
Eindruck,
daß sie ein wenig mehr als ihre männlichen Kollegen an einer Kommunikation in
beiden Richtungen interessiert sind.
Magdeburg ist dafür ein gutes Beispiel. Schaut euch einmal deren Homepage und den dort
enthaltenen Teil "BürgerPortal" an.
Allerdings haben die dort ihr Forum auch ein wenig hinter dem Gästebuch und mit einer
Java-Script Menü-Führung versteckt, und zwar soo, daß ich hier keinen direkten Link
anbieten kann:
BürgerPortal >
Aktuelles & Service >
Interaktiv : Gästebuch >
Diskussionsforum
In Magdeburg gibt es im Forum Antworten aus den jeweiligen Fachabteilungen der
Verwaltung!
Der mündige Bürger ist ein fragender Bürger.
Und so ein fragender oder kommentierender Bürger wird von der Politik wohl eher
gefürchtet als freudig begrüßt, erhöht er doch zumindest momentan die Arbeitsbelastung
in der für seine Fragen und Anregungen zuständigen Fachabteilung der jeweiligen Behörte
oder Partei.
Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder einfache Bürger eine eMail-Anfrage an den Herrn
Senator stellen würde und dann auch noch eine Antwort erwartet?
Es gilt, die Berührungsängste zwischen unseren Bürgern und Bürgerinnnen und den uns
regierenden abzubauen.
Es gilt, den Kommunikationsfluß in beide Richtungen (!) in Gang zu setzen
Auch dazu brauchen wir einen Netzrat !
Sagt euer
Netzgärtner Kurt
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unter: Netzrat-Ziele
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"I
intended the Web
to be a social creation,
not just a technological one."
Tim Berners-Lee
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